Helm
Titelentwurf: Wolfgang Stenmans

Wenn die Heide rockt

Vorspann

Es ist 9.30 Uhr, und die Heide rockt. Björn hat die Kettensäge angeworfen, die Daimler-Fahrer haben den Einsatzort erreicht und sich bewerkzeugt. Gut sehen sie aus. Aus Nadelstreifen mach Grünzeug. Der Bürgermeister hat gesprochen: Es kann los gehen. Erst die 'Schäffs' und dann die Schafe — das könnte die Tageslosung sein. Natürlich rockt nicht die Heide, aber wie klingt das schon: Es rockt das Niedermoor?

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Aber jetzt der Reihe nach: Orchideenwiesenpflege im Kranenburger Bruch lautet der Arbeitstitel für die Veranstaltung im Rahmen der Reihe 'RWE vor Ort'. "Wie schön", begrüßt der Bürgermeister die Helfer, "das RWE liefert nicht nur Strom sondern auch Taten." Genug geworben. Die Firma will sich — ein kluger Stratege hat's ersonnen — vor Ort sehen lassen (passende Käppis inbegriffen) und liefert Arbeitskräfte aus der Vorstandsetage. Es daimlert auf dem Parkplatz, und aus den Anweisern werden angesichts des Naturschutzes Befehlsempfänger.

Es spricht: Dr. Andreas Barkow — seines Zeichens Naturschutzreferent. Der Mann kennt sich aus und führt kurzweilig aber interessant ins Thema ein. "Keine Gnade für die Weiden."

Hauptfilm

Das Kranenburger Bruch ist ein Naturschutzgebiet mit wertvollen Orchideenwiesen. Aber: In den alten Entwässerungsgräben wachsen Weidenbüsche, die die Wiesen beschatten und den Bestand gefährden. Zwar werden die Wiesen im Bruch regelmäßig gemäht, ein Rückschnitt der Weiden ist dabei aber nur selten möglich. Nun denn: Eine dankbare Aufgabe für Führungskräfte, die sich quasi 'natürlich' nützlich machen möchten. Ziel der Aktion: Ermöglichung von erhöhtem Lichteinfall auf die Wiesenfläche — Sonnenlichteinfall übrigens. Merke: Das läuft nicht über den Zähler.

Trabidach und Häckslerjobs

Mit dem Beschneiden allerdings ist es nicht getan. Dr. Andreas Barkow: "Da setzt sich schon eine ganze Arbeitskette in Gang. Der Beschnitt muss aus der Fläche abtransportiert und anschließend noch gehäckselt werden."

Mit anderen Worten: Arbeit satt. Natürlich werden die Strommänner von Fachmännern unterstützt. Motto: Nicht jeder darf einfach an die Säge. Von Hand schon — aber die Motorsäge bedienen andere. Safety first. Sicherheit geht vor und daraus folgt: Einer sägt — die anderen halten sich im Hintergrund. (Das ist sicher.)

Wenn die Säge brummt, ist Schluss mit lustig, naja — zumindest mit leise. Das Schnittgut fällt. Und wo gefällt wird, darf — im Nachgang, versteht sich — gearbeitet werden:

Äste werden durchgereicht. (Menschenkettentransportband) Ab in den Häcksler. "Wer möchte den Häckslerjob? Da haben Sie den ganzen Tag Ruhe, denn Sie müssen auf jeden Fall Kopfhörer tragen", wird der Posten am Zerkleinerer angepriesen. Freiwillige gibt es trotzdem keine. Macht aber nix, denn: Der Häcksler hat Verspätung. Verschnitt. Und: Besser der Häcksler fehlt als die Säge. Schließlich kommt das Groß-Kleinemachen ja erst am Schluss. Da kann im Vorfeld schon mal tüchtig geschafft werden. Wo ist denn eigentlich der Bürgermeister? Vorhin war er doch noch da. "Der darf richtig arbeiten", vermutet ein Schnitttransporteur.

Die Wiesen, erfährt der staunende Laie noch ganz nebenbei, sind äußerst empfindlich und können nicht mit schwerem Gerät befahren werden. Zur Mähzeit wird der Grünschnitt daher auf einem abgetrennten (und umgestülpten) Trabi-Dach aus der Fläche geschafft. Also: Das Gras im Trabi-'Himmel'. (Kannze ma sehen — die haben heut noch überall ihre Dächer drin.)

Päusken

10.15 Uhr: Die ersten Grünflächenhilfsarbeiter laufen die Tankstelle an: Kaffee, Tee, Saft. Ganz nach Gusto. Und zu Mittag wird das Essen — nur nicht zu lange Pause machen — praktischerweise auf die Wiese geliefert. Zeitmanagement. "Sie werden sehen", lässt sich Dr. Andreas Barkow ein, "heute Abend wird man die Wiesen nicht wiedererkennen." (Und vielleicht auch die eine oder andere Handinnenfläche nicht.) Aber das macht ja nix. Schwielen sind schließlich keine Schande.

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Jetzt noch mal ein kleiner Werbeblock: Mit dem Projekt 'Aktiv vor Ort' unterstützt das RWE Rhein-Ruhr soziale und ökologische Projekte in vielen Kommunen des Netzgebietes. Bei den jeweiligen Aktionen übernimmt sie die Kosten für die benötigten Materialien. In diesem Jahr wurden 540 Aktiv vor Ort-Projekte realisiert. Ende des Werbeblocks.

Finale

Hauptfilm: Da werden doch wohl nicht jedes Mal die leitenden Führungskräfte mit angefasst haben? Bestimmt nicht. Die wüssten ja sonst gar nicht mehr, wie ihre Sekretärin aussieht. Kann also nicht.

Dr. Andreas Barkow bedankt sich für die tatkräftige Unterstützung und hofft, "dass wir auch bei zukünftigen Projekten so erfolgreich zusammenarbeiten werden. Naturschutz ist natürlich das Ziel aller NABU-Projekte. Doch dafür brauchen wir die Begeisterung vieler engagierter Menschen, die sich durch gemeinschaftliches Handeln für die Natur einsetzen." Wohl wahr.

Abspann

Ach, übrigens: Demnächstens sollen Vierbeiner auf der Wiese Dienst tun. Schafe. Somit hat der Film einen Untertitel: Erst die 'Schäffs' und dann die Schafe. Klartext: Wenn die Schäffs geschafft sind, pardon: geschafft haben, kommen die Vollstrecker mit dem stromfreien Mähgebiss. Die liefern noch dazu Wolle und brauchen keinen Parkplatz. Dolle Sache. Und Schluss.    

Schnitt: RWE — Regie: NABU —  Produktion: Niederrhein Nachrichten — Drehbuch und Kamera: Heiner Frost Produktionsddesign: Wolfgang Stenmans




Heiner Frost
Erstellt: 18.03.2007, letzte Änderung: 18.03.2007